Entwendete Gedenkplakette für Magnus Hirschfeld ist ersetzt worden

Stadt hält Erinnerung an Sexualwissenschaftler und Vorkämpfer für Rechte queerer Menschen lebendig

Die Ende April 2025 von Unbekannten entwendete Gedenktafel zu Ehren des jüdisch-deutschen Arztes, Sexualwissenschaftlers und Pioniers der queeren Forschung, Magnus Hirschfeld, ist wieder ersetzt worden. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hat die Neuanfertigung finanziell unterstützt. Am Mittwoch, 14. Mai 2025, dem Geburtstag und zugleich 90. Todestag von Magnus Hirschfeld, erinnerte Bürgermeisterin Stefanie Jansen gemeinsam mit Vertretungen des Queeren Netzwerks Heidelberg, des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg, der Lesbisch-Schwulen Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar und des Bündnisses „Kein Schritt nach rechts“ vor der neu installierten Tafel in der Sandgasse 10 an den Vorkämpfer für die Rechte queerer Menschen.

„Heidelberg steht für eine offene und vielfältige Stadtgesellschaft, für eine lebendige Erinnerungskultur und die Sichtbarkeit queerer Geschichte. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, dass diese Werte im öffentlichen Raum präsent bleiben“, sagt Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit.

Auch Kulturbürgermeisterin Martina Pfister erklärt: „Das Kulturamt und alle Beteiligten haben hier rasch gehandelt, damit die Gedenktafel umgehend neu installiert werden konnte. Sie ist ein wertvolles Stück Erinnerungskultur in unserer Stadt und eine Chance, für unsere Gegenwart und Zukunft zu lernen. Ein herzlicher Dank für dieses gemeinschaftliche Engagement.“

Die Gedenktafel war am 9. Januar 2025 bei einer städtischen Gedenkveranstaltung gemeinsam mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld enthüllt und Ende April entwendet worden. Über die Hintergründe liegen derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, die Ermittlungen der Polizei dauern an. Die Stadt Heidelberg hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, der Staatsschutz des Polizeipräsidiums Mannheim ist über den Vorfall informiert.

Magnus Hirschfeld, geboren 1868 in Kolberg, gilt als Mitinitiator der Sexualwissenschaften und der ersten Homosexuellenbewegung der Welt, die über vielfältige sexuelle und geschlechtliche Lebensweisen aufklärten und zur Entpathologisierung und Entkriminalisierung queerer Menschen beitrugen. Hirschfeld setzte sich beispielsweise mit einer Petition an den Reichstag seit 1897 für die Abschaffung des Paragrafen 175 im Strafgesetzbuch ein, der Homosexualität von Männern unter Strafe stellte. Diese Petition wurde in Heidelberg von mindestens 21 gesellschaftlich hochstehenden Männern unterzeichnet, darunter Oberbürgermeister Ernst Walz. Gestrichen wurde der Paragraf erst annähernd 100 Jahre später. Hirschfeld studierte von 1890 bis 1891 drei Semester Medizin in Heidelberg und gründete hier die jüdische Studentenverbindung Badenia, die als Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus entstand. Hirschfeld korrespondierte zu Beginn der Weimarer Republik auch mit dem aus Heidelberg stammenden Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Als Sexualaufklärer, Homosexuellenaktivist, Jude und aufgrund seiner politischen Nähe zur Sozialdemokratie war Hirschfeld später für die Nationalsozialisten ein besonderes Feindbild.

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