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“Single all the way”

Vom Spiegel-Bestseller Nr. 15, der nur geschrieben wurde, um eine Freundin zu ärgern

von Literaturscout Sarah

Die Autorinnen Stefanie Hasse (l.) und Stella Tack (r.) mit den beiden Heidelberger Literaturscouts in der Mitte. Foto: HDer Literaturscouts

Nachdem wir Heidelberger Literaturscouts gemeinsam begeistert den Weihnachts-Roadtrip Single all the way von Stefanie Hasse und Stella Tack gelesen haben, hatten wir am 20.11.2024 bei einer Lesung eben dieses Buches in Mannheim die Möglichkeit, die beiden Autorinnen persönlich kennenzulernen.
Obwohl wir über eine halbe Stunde zu früh in dem gigantischen Thalia Buchladen ankamen, in welchem die Lesung stattfinden sollte, waren bereits die meisten Plätze besetzt. Viele warteten, so wie wir, schon gespannt mit ihren golden glitzernden Buchausgaben in den Händen auf die Ankündigung der Autorinnen, die dann als Rentier (Stella Tack) und Miss Santa (Stefanie Hasse) verkleidet kamen. Die Stimmung war sofort locker und fröhlich, die Autorinnen rissen viele Witze und forderten das Publikum auf, Fragen zu stellen und mit ihnen zu interagieren.
Nachdem sie sich und ihr Schreiben vorgestellt hatten, lasen sie jeweils ein ausgewähltes Kapitel vor, untermalt von eigenen Soundeffekten und Comedy-Einlagen. Es war wirklich interessant zu erleben, wie unterschiedlich ein Text sein kann, je nachdem, ob man ihn still für sich liest oder die Autorin ihn selbst vorträgt und ihre eigenen Betonungen setzt.
Anschließend wurden noch unterschiedlichste Fragen aus dem Publikum beantwortet, aus denen unter anderem eine mögliche, weitere zukünftige Zusammenarbeit der beiden hervorging, sowie, dass auch sie gerne gemeinsam einen Roadtrip unternehmen würden und dass die Anfänge des Romans eigentlich aus dem Jahr 2020 stammen. Doch aus zeitlichen Gründen und da der Ravensburger Verlag nur einen Weihnachtstitel pro Jahr veröffentlicht, hat es schließlich vier Jahre gedauert, bis wir nun Single all the way in den Händen halten können. Stella Tack und Stefanie Hasse scheinen diese Zeit genutzt zu haben, um die Geschichte wie einen guten Käse reifen zu lassen, auch wenn die Schreibzeit, laut der beiden, zusammengenommen nur einen Monat betrug.
Auch interessant zu betrachten sind die verschiedenen Arten der beiden, zu schreiben. Stefanie Hasse, die die Kapitel aus Samanthas Sicht verfasst hat, berichtete, morgens in ihrem Mailpostfach neue Kapitel von Stella Tack vorgefunden zu haben, da diese nur in der Nacht schreibe, während sie selbst lieber morgens die Geschichte weiterentwickelte. Stella Tack, die im Buch Tristans Sicht schildert, ergänzte, dass sie immer auf ihrem Sofa liegend tippt, Stephanie Hasse dagegen ihren Schreibtisch an einem Laufband habe und joggend schreibt. Auch erzählten die beiden Autorinnen, sich anfangs nicht über die Handlung abgesprochen zu haben und dass sie ihre Kapitel immer absichtlich heikel enden ließen, um “zu schauen, was die jeweils andere daraus macht”.

Buchtitel "Single all the Way" (© Ravensburger).

Wir Literaturscouts stellten ihnen die Frage, was sie geschrieben haben, bevor sie veröffentlichten. Darauf erzählte Stella Tack von ihrem ersten Roman “Die Schlangenpriesterin”, den sie mit 15 Jahren verfasste, den allerdings kein Verlag nehmen wollte. Das, was sie von der Handlung schilderte, klang jedoch so spannend, dass ich, wenn ich könnte, mir den Roman sofort kaufen würde und richtig enttäuscht darüber bin, dass ich nie das Ende erfahren werde.
Am Ende gab es noch die Möglichkeit, sich kurz persönlich mit den Autorinnen zu unterhalten und Bücher signieren zu lassen, sowie in den noch nicht erschienenen Band von Ever & After (eine Märchenfantasiereihe von Stella Tack) hineinzublättern. Auch dabei waren die Autorinnen überaus freundlich und scherzten mit uns.
Doch für mich persönlich war das Bedeutsamste des Abends, als Stella Tack von ihrem Werdegang berichtete. Sie erzählte uns, dass sie in der Schule Probleme hatte und ihr Berufstest ergab, dass sie entweder Autorin oder Müllfrau werden sollte. Da “die Österreicher nicht wirklich wissen, wie man Autorin wird”, berichtete sie, dass sie ein Praktikum bei der Müllabfuhr machen musste, schließlich die Schule abgebrochen hat und nach Amerika ausgewandert ist. Dort schrieb sie in ihrer wohl erzchristlichen Gastfamilie ihren ersten veröffentlichten Roman Luzifer - Des Teufels Sünden. Doch ihrem nächsten Manuskript wurde schon keine Beachtung mehr geschenkt und da der Verlag, wie sie berichtete, nicht einmal ihre E-Mail öffnete, schickte sie einen riesigen, golden besprühten Umzugskarton voller Süßigkeiten und ähnlichem mit ihrem Manuskript an den Drachenmondverlag. Wenn man dem Glauben schenken kann, ist dies die Veröffentlichungsgeschichte ihres Romans Warrior and Peace.
Darüber hinaus berichtete Stella Tack von ihrer starken Legasthenie, durch welche ihr in ihrer Schulzeit eine gewisse Perspektivlosigkeit suggeriert wurde, die ihr wider Erwarten als Autorin jedoch keinerlei Nachteile einbringt, da die verlagseigenen Korrektoren sich ohnehin um Rechtschreibung und Grammatik kümmern. Sie erklärte, ihre Legasthenie gezielt anzusprechen, da sie “den Menschen so viel mehr helfen” könne, als wenn sie sie verheimlichen würde.
 
Kurz gesagt: Es war ein unglaublich schöner und inspirierender Abend, der durch Stella Tacks persönliche Geschichte Mut machte, aber auf Grund des genialen Humors der Autorinnen auch für durchgehende Lacher sorgte. Die Möglichkeit, diese beiden Idole zu treffen, war eine sehr bewegende Erfahrung und motivierte mich, noch in derselben Nacht an eigenen Projekten weiterzuarbeiten.
 
Das Buch: Stefanie Hasse/Stella Tack Single all the way Ravensburger Verlag 2024, ISBN 978-3-473-58629-5

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