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Über Ursula Poznanskis Jugendbücher

von Jay Jähnisch

Ich kann mich noch sehr genau an das erste Mal erinnern, an dem ich von Ursula Poznanski hörte. Es muss im Sommer 2019 gewesen sein, unsere Klasse war mit dem Zug zu einem Ausflug unterwegs und eine meiner Freundinnen hatte Erebos auf die Fahrt mitgenommen. Von ihr erfuhr ich, dass dieses Buch gerade in aller Munde war und von einem mysteriösen Computerspiel handelte. Daher war ich sofort - ziemlich desinteressiert. Trotzdem rang ich mich schließlich dazu durch, der Geschichte doch eine Chance zu geben. Glücklicherweise muss ich rückblickend sagen, denn dieses erste Buch öffnete mir eine Tür in eine neue Welt von abenteuerlichen und spannungsgeladenen Geschichten über die Möglichkeiten und Gefahren unserer digitalen Welt sowie zu hochinteressanten ethischen Fragestellungen, die alle aus einer Feder stammen: der Ursula Poznanskis.

Bereits bei der ersten Lektüre fiel mir Poznanskis simpler, aber eingängiger Schreibstil auf. Sie versteht sich meisterhaft darauf, die Aufmerksamkeit des Lesers zu packen und bis zum Ende nicht mehr loszulassen. Jedes ihrer Bücher hat eine so fesselnde Wirkung, dass man es kaum noch aus der Hand legen kann. Nach Erebos las ich also Erebos 2, Thalamus und Elanus - allesamt Unputdownables, ausgeklügelte Thriller, jedoch für mich mit einem Haken: Das Ende erschien mir immer etwas unglaubwürdig und unausgereift, was mich nach den vorangegangenen, gut durchdachten Geschichten überrascht hat.
Nur einmal jedoch hat mich die Autorin tatsächlich enttäuscht. Die in Hamburg spielende Kriminal-Dilogie Anonym - Invisible passt so gar nicht in den Kontext der mir bekannten Poznanski-Jugendthriller. Die unsympathischen Charaktere, blutrünstigen Szenen sowie eine besonders enttäuschende Auflösung konnten mich leider nicht überzeugen. Dabei ist die dem Krimi zugrunde liegende moralische Problematik sehr interessant: Poznanski wirft die Frage auf, wie weit Internet-User in einem anonymen Forum gehen würden, wenn ihnen die Möglichkeit gegeben würde, über die Hinrichtung eines ihnen unbekannten Mitmenschen abzustimmen.

Dann kam jedoch die Krönung in Form eines neuen Buches: Cryptos. Cryptos ist eine Dystopie, in der die Welt von Klimakatastrophen heimgesucht wird und die Menschheit sich in virtuelle Realitäten flüchtet. Jana ist Weltendesignerin für die Firma Mastermind und dabei ziemlich erfolgreich. Als jedoch ausgerechnet in einer ihrer virtuellen Welten Menschen spurlos verschwinden, geht Jana dem merkwürdigen Phänomen nach und kommt dabei einer schrecklichen Verschwörung auf die Spur.
Anders als die zuvor erschienenen Geschichten Poznanskis, ist diese von Anfang bis Ende rund, gut durchdacht sowie mit einer intelligenten Lösung der Konfliktsituation ausgestattet - und dabei mindestens genauso fesselnd wie Erebos und seine Nachfolger. Daher ist es einfach zu sagen, dass Cryptos mein großer Favorit ist, den ich allen Poznanski-Fans und Neuankömmlingen nur wärmstens empfehlen kann.

Ein weiteres besonders gelungenes Buch Poznanskis ist Shelter, ein Versuch, die Entstehung von Verschwörungsmythen zu erklären, in dem Poznanski deren mögliche Gefahren erkundet, dabei jedoch weiterhin auf Spannung und einen flüssigen Schreibstil setzt. Sicher ist: Solange Ursula Poznanski schreibt, werde ich ihre Bücher mit Begeisterung lesen. Einige ihrer neuesten Erscheinungen stehen bereits ganz oben auf meiner Leseliste, während ich gespannt auf kommende Abenteuer und weitere gesellschaftliche Diskussionen der Autorin warte.

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